#bzme: Ausbau der Bahnlinie Bozen-Meran
Die heutige Bahnlinie von Bozen nach Meran wurde 1881 eröffnet und war ursprünglich ein erfolgreicher Zubringerdienst zum aufstrebenden Weltkurort Meran. Heute, rund 160 Jahre später, ist eine Gesamtsanierung mit einer teilweisen Begradigung und zweispurigem Ausbau notwendig, um auf dieser wichtigen Infrastruktur einen zuverlässigen und attraktiven Bahnverkehr in der gesamten westlichen Landeshälfte zu gewährleisten.
Auf einer ausgebauten Bahnlinie können mehr Bahnverbindungen angeboten werden, was wohl der größte Vorteil im Vergleich zur heutigen Situation ist. Heute verkehren zwischen Bozen und Meran stündlich zwei Züge pro Richtung. Künftig kann diese Frequenz verdoppelt und vier Züge je Richtung angeboten werden. Mit einem Direktzug kann die Strecke zwischen Bozen und Meran dann in 26 Minuten zurückgelegt werden (heute 38 Minuten).
Eine zweigleisige Bahnlinie macht das Angebot außerdem zuverlässiger und sicherer.
Südtirol-Takt
Zusammen mit weiteren Bahnprojekten in den anderen Landesteilen Südtirols (Elektrifizierung der Vinschger Bahn, Bau der neuen Pustertalbahn mit der Riggertalschleife, Bau des Virgltunnels in Bozen) werden die Voraussetzungen für den „Südtirol-Takt“ geschaffen, einem Taktfahrplan mit noch besser aufeinander abgestimmten Fahrten. Südtiroltakt bedeutet, dass auf allen Südtiroler Bahnlinien Verbindungen alle 30 Minuten garantiert werden können. In den Knotenbahnhöfen kommen die Züge vor der Knotenzeit (jede volle und halbe Stunde) an und fahren nach der Knotenzeit ab, was ein effizientes Umsteigen in alle Richtungen ermöglicht.
Meraner Bahnlinie: Zweigleisiger Ausbau
Der Ausbau der bislang einspurigen Bahnstrecke Bozen-Meran sieht den Bau eines zweiten Gleises zwischen der Haltestelle Kaiserau und dem Bahnhof Meran-Untermais vor. Dieses zweite Gleis kann auf der Hälfte der Strecke neben dem Bestandsgleis verlegt werden. Zu einem Drittel wird das Gleis näher an den Etschdamm verlegt, um den Flächenverbrauch so gering wie möglich zu halten. Die restliche Strecke erhält einen neuen Verlauf, um eine Begradigung und Beschleunigung zu ermöglichen.
Durch den Ausbau wird die Bahnlinie an die heutigen Bedürfnisse, Normen und Sicherheitsstandards angepasst:
- künftig sind alle Bahnhöfe barrierefrei erreichbar;
- alle Bahnübergänge werden geschlossen und stattdessen neue Verbindungen gebaut. Damit werden Staus und Wartezeiten bei den Bahnübergängen vermieden;
- als neue Haltestelle kommt Sinich mit dem Einzugsgebiet der Handwerkerzonen Sinich und Lana sowie Schenna und der Sehenswürdigkeit Trauttmansdorff neu dazu;
- die neue Trasse wird auch den Erfordernissen des Hochwasserschutzes entsprechen.
Technische Rahmenbedingungen
Die heutige Bahnlinie ist von Kurven und kleinen Radien geprägt. Erst größere Kurvenradien machen eine höhere Geschwindigkeit und damit schnellere Bahnverbindungen möglich. Außerdem können sich Züge auf der heutigen einspurigen Strecke nur an fünf Punkten kreuzen. Künftig wird es zwei Gleise geben, was den Vorteil hat, dass kreuzende Züge nicht mehr aufeinander warten müssen.
Vorteile des Ausbaus
- schnellere Verbindungen zwischen den Städten Bozen und Meran (Zeitersparnis von 12 Minuten);
- bessere Anbindung der westlichen Landeshälfte an das Südtiroler Bahnnetz;
- zusätzliche Verbindungen;
- mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit;
- pünktlichere Züge.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ja, in Sinich - einem Meraner Vorort und damit zentrumsnah – wird eine neue Haltestelle entstehen. Diese ist nicht nur für die Pendler interessant, sondern soll auch touristisch (v.a. Schloss Trauttmansdorff) genutzt werden.
Bestehende Haltestellen - etwa Siebeneich oder Vilpian - werden nach dem Ausbau der Bahnstrecke nicht mehr nur nach Bedarf, sondern regelmäßig bedient. Mit dem zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke kann die Frequenz so erhöht werden, dass an der Haltestelle Kaiserau künftig doppelt so viele Züge wie bisher halten.
Größere Kurvenradien machen eine höhere Geschwindigkeit und damit schnellere Bahnverbindungen möglich. Außerdem reduziert sich der Verschleiß an den Zügen und die Lärmbelästigung entlang der Strecke.
Die heutige Bahnstrecke Bozen-Meran ist fast durchgängig eingleisig. Genau wie eine Straße, die nur einspurig ist und in beide Richtungen befahren wird, kann auch auf der Bahnstrecke nur ein Zug pro Richtung fahren. Derzeit gibt es entlang der Bahnstrecke fünf Kreuzungspunkte, an denen sich die Züge kreuzen. Ist ein Zug in Verspätung, so muss auch der entgegenkommende Zug warten. Damit häufen sich Verspätungen, die sich nicht nur auf die Meraner Bahnlinie auswirken, sondern auch auf die restlichen Bahnlinien im Land. Denn sämtliche Bahnlinien sind miteinander verbunden und aufeinander abgestimmt. Auf einer zweigleisigen Bahnstrecke wird es künftig möglich sein, diese Situation zu entflechten. Züge, die von Bozen nach Meran bzw. von Meran nach Bozen fahren, können auf der Strecke jederzeit aneinander vorbeifahren.
Daten & Fakten
- Eröffnung der Meraner Bahnlinie im Jahr 1881;
- Einzugsgebiet: unteres Vinschgau, Meran und Umgebung, Etschtal, Überetsch, Bozen;
- die beiden größten Städte Südtirols erhalten eine Direktverbindung mit 26 Minuten Fahrtzeit und 4 Verbindungen pro Richtung pro Stunde;
- Trassenlänge: von den bestehenden 31,5 Kilometern werden 27 Kilometer zweigleisig ausgebaut;
- alle Haltestellen werden alle 30 Minuten angefahren (heute teilweise nur alle 60 Minuten);
- alle Bahnübergänge werden entfernt;
- eine neue Haltestelle: Sinich;
- die aufgelassene Trasse wird zurückgebaut und kann anderweitig genutzt werden.
1881-1906: Kaiserlich-königliche privilegierte Bozen–Meraner Bahn
1906-1918: Kaiserlich-königliche österreichische Staatsbahnen
1918-2001: FS (Ferrovie dello Stato)
2001-heute: RFI (Rete Ferroviaria Italiana)
Derzeit erstellt Italferr im Auftrag des italienischen Schienennetzbetreibers RFI die Projektstudie Projekt der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit. Das Projekt wurde vom Land Südtirol initiiert und ist Teil eines Abkommens zwischen dem Land Südtirol und RFI. Das Land betreut und begleitet das Projekt.
Das Projekt für die technische und wirtschaftliche Machbarkeit wird abgeschlossen und im Anschluss die Genehmigungsprozesse eingeleitet.
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